Aktivitäten > Thema des Monats | Mai 2012
michaela tröscher, bildhauerin
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wie meiner biografie zu entnehmen kam ich 1996 das erste mal nach island. mit dem beginn meines studiums der bildhauerei 1995 an der hbk saar in saarbrücken beschritt ich auch den direkten weg auf die insel zu. ein damaliger dozent für kalligrafie an der hochschule, torfi jónsson, war meine zweite bekanntschaft isländischer zivilisation.
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meine bildhauerische arbeit entwickelte sich dahin, dass ich die isländische sprache erlernen sollte, damit mir im jahre 2000 nach christus, das buch híbýli vindanna in die hände fallen konnte und ich es auch zu lesen vermochte.
innerhalb von wenigen tagen hatte ich das zweibändige werk gelesen. ich war darüber etwas erstaunt, obwohl ich literatur verehre, würde ich mich eher als eine nichtleserin bezeichnen, doch dieses buch konnte ich in mir sehen und fühlen und die gerüche der geschichte riechen und ich muss gestehen – dass das alles mit etwas stolz und verwunderung und doch mit einer mir vertrauten selbstverständlichkeit vor sich ging. ich legte dann das buch, für die nächsten jahre, beiseite. |
hol, hús og bæn
bis dahin war ich an einigen orten gestrandet und wieder weggespült worden und hatte island immer mal wieder für gezeiten vergessen.
in meiner herkunftsheimat dem schwarzwald hatte ich mir 2007/8 eine artist in residency, auf dem feldberg, organisiert. weit weg von der isländischen fauna und flora, entdeckte ich dort ein in-formationsschild der dortigen wetter-behörde auf dem es zu lesen gab, dass der feldberg das selbige jahres-durchschnittsmittel wie reykjavík hätte, exakte –2°C. |
in meiner bildhauerischen arbeit im feldbergturm kamen mir die isländischen farben und formen, die isländische sprache sowie deren volksmusik wieder in mein bewusstsein. eine kurzreise im winter 2008 nach reykjavík bestätigte meine eindrücke, die ich auf dem feldberggipfel erleben und erarbeiten konnte.
vor den füßen des feldberges im schwarzwald erstreckt sich von der zugspitze bis zum grande ballon das alpenmassiv. mit einer magischen anziehungskraft strahlt das alpen-massiv in mein gesicht. so machte ich mich 2009 auf den weg in die ostschweiz, oft morgens um 6 uhr setzte ich mich im schwarzwald in mein auto, fuhr in den sonnenaufgang hinein und fing mit einem sprechgesang hinter dem steuer an: "i'm right, i know i'm right – i am right, i know i am right – i am very right, i know i am very very right, i know know..." |
angekommen nehme ich die gondel auf den säntis oder setze mich in die landschaft, blicke hinunter ins tal, auf die häuser und menschen.
unten im land lausche ich den gesängen der einheimischen, dem germanischen jodel. dort wird er zäuerli genannt und findet seine verwurzelung in der bäuerlichen kultur. ich versuche mich selbst damit.
diese sprache resoniert sehr vertraut in mir, dieser gesang, dieser seelengesang des alpenvolkes und erinnerte mich in seiner kraft und ausstrahlung an den isländischen kvæði. auch der gesprochene schweizer dialekt ist schön anzuhören, es ist gut wenn man miteinander spricht.
so spiegelt sich erneut island und mein eigenster seelengang an einem fernen ort.
neun jahre nachden ich híbýli vindanna gelesen hatte, schlug ich im dezember 2009 ihre seiten wieder auf, kurz bevor ich nach skagaströnd ging, um dort eine artist in residency für einen monat anzutreten. sie waren wieder da, diese farben und menschen, die frau mit dem blonden, langen, dicken zopf, der sich an ihrem rücken herunterschlängelte.
es war mir möglich geworden, die vestursetrið in hofsós zu besuchen und in der nes listamiðstöð die arbeit arnaldur og míkaela, eine raumskizze, zu realisieren.
unten im land lausche ich den gesängen der einheimischen, dem germanischen jodel. dort wird er zäuerli genannt und findet seine verwurzelung in der bäuerlichen kultur. ich versuche mich selbst damit.
diese sprache resoniert sehr vertraut in mir, dieser gesang, dieser seelengesang des alpenvolkes und erinnerte mich in seiner kraft und ausstrahlung an den isländischen kvæði. auch der gesprochene schweizer dialekt ist schön anzuhören, es ist gut wenn man miteinander spricht.
so spiegelt sich erneut island und mein eigenster seelengang an einem fernen ort.
neun jahre nachden ich híbýli vindanna gelesen hatte, schlug ich im dezember 2009 ihre seiten wieder auf, kurz bevor ich nach skagaströnd ging, um dort eine artist in residency für einen monat anzutreten. sie waren wieder da, diese farben und menschen, die frau mit dem blonden, langen, dicken zopf, der sich an ihrem rücken herunterschlängelte.
es war mir möglich geworden, die vestursetrið in hofsós zu besuchen und in der nes listamiðstöð die arbeit arnaldur og míkaela, eine raumskizze, zu realisieren.
2010 in stuttgart war es mir gegeben, eine ausstellung, als stipendiatin der kunststiftung baden-württemberg, aufzubauen. zusammen mit meiner kollegin christl mudrak aus berlin erarbeiteten wir zu dem titel hol, hús og bæn, jede für sich, einen raum. durch den percussionisten julian belli aus freiburg im breisgau hatte ich die möglichkeit, am 13. januar 2011*** in dieser ausstellung ein konzert zu geben. es wurde eine improvisation aus islän-discher sprache und volkslied durchwoben vom germanischen jodel und gehalten von der rhythmischen architektur julians.
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was ist es – was es ist,
doch das, welches mich in meiner tiefsten existenz und gläubigkeit betrifft – schrieb böðvar an die tochter pat, im zweiten brief, im beginn des zweiten kapitels II NYJA ÌSLAND,
eine evolutionsgeschichte,
der menschen, ihrer künste und wissenschaften.
amüsanterweise ist dieser romanbrief, mit dem ort, stuttgart im október, datiert, an jenem ort an dem ich 2010 die erste offizielle verbeugung vor diesem literarischen werk im zusammenhang mit meiner künstlerischen arbeit machen und erleben durfte.
nach der überfahrt kommt die übersetzung, das übersetzen, von einem zustand in den anderen.
ich nahm die gondel ins gebirge, um meine wanderung in den worten dieser geschichte fortzusetzen. im gepäck: die überfahrt1, die schiffsreise von island nach dänemark (2011), ein buch über eine arbeit von dieter roth in einer schweizer tageszeitung****, böðvars literatur, ein leeres heft und ein gebet.
ich nahm die gondel hinunter ins tal, im gepäck: die überfahrt1, ein collagiertes buch über die arbeit von dieter roth, böðvars literatur, ein volles heft***** und ein gebet.
michaela tröscher im april 2012
* David Hockney, britischer Maler *1937, Zitat aus der Ausstellung: Nur Natur, Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall, 2009
** híbýli vindanna, Böðvar Guðmundsson, Mál og Menning, Reykjavík 1999
*** im Appenzellerland findet jährlich an diesem Datum das Silvesterchlausen statt. mehr Information unter: wikipedia/silvesterklaus
**** Dieter Roth, INSERATE/ADVERTISEMENTS, im Anzeiger Stadt Luzern und Umgebung, 1971/72, Edizioni Periferia, Schweiz, 2009
***** zweites schwiitzer heftli / 24.12.2011 ff, 40 Seiten, 19,5x19,5 cm, Michaela Tröscher, 2012
** híbýli vindanna, Böðvar Guðmundsson, Mál og Menning, Reykjavík 1999
*** im Appenzellerland findet jährlich an diesem Datum das Silvesterchlausen statt. mehr Information unter: wikipedia/silvesterklaus
**** Dieter Roth, INSERATE/ADVERTISEMENTS, im Anzeiger Stadt Luzern und Umgebung, 1971/72, Edizioni Periferia, Schweiz, 2009
***** zweites schwiitzer heftli / 24.12.2011 ff, 40 Seiten, 19,5x19,5 cm, Michaela Tröscher, 2012
Inhalt
aktuelle ausstellung
im museum biedermann in donaueschingen bis zum 24.06.2012 mit dem hauptwerk zu dem roman hýbíli vindanna (sælur reitur, 2003/10 und a space of heritage, 2011)
im internet: Museum Gosz
im internet: Museum Gosz
ältere ausstellungen und residencies
feldberg
auf dem dach des landes/wetter-feldberg-reykjavík: www.michaela-troescher.de
hol, hús og bæn
und musikalische improvisation mit julian belli: kunststiftung.de
presseberichte
www.badische-zeitung.de
auf dem dach des landes/wetter-feldberg-reykjavík: www.michaela-troescher.de
hol, hús og bæn
und musikalische improvisation mit julian belli: kunststiftung.de
presseberichte
www.badische-zeitung.de
arbeiten von michaela tröscher
michaela tröscher, selected works, germany, iceland and switzerland,
1996-2011
bless und michaela, auf der see und deutschland, michaela tröscher, september 2011
die landschaft einer spinnenmutter, zeichnungen aus der ausstellung kona/femme von louise bourgoise in der national galery von island reykjavík, michaela tröscher, 2011
1996-2011
bless und michaela, auf der see und deutschland, michaela tröscher, september 2011
die landschaft einer spinnenmutter, zeichnungen aus der ausstellung kona/femme von louise bourgoise in der national galery von island reykjavík, michaela tröscher, 2011
biografie
born 1974 in freiburg im breisgau/ germany.
lives and works in germany, iceland and switzerland
education
1996 – 2003
diploma/meisterschülerin in fine art at hochschule der bildenden künste saar, saarbrücken, germany
2005
apprenticeship as a skiing instructor, dslv, germany
grants, residencies, places and ongoing
1996
finding places. research work / iceland
1998
in between my mothers. research work / iceland
1999 - 2001
i love iceland and iceland loves me. lives and works in reykjavik / iceland
2003 - 2004
sælur reitur oder from the bottom of my heart. stipend from the woman department of hochschule der bildenden künste saar to reykjavik
2007 - 2008
auf dem dach des landes / wetter-feldberg-reykjavik. artist in residence in the feldbergtower on the top of the blackforest / germany
2008 - 2011
a high mountain and a deep valley. research work / switzerland
2010
arnaldur og míkaela. artist in residence, neslistamið stöðskagaströnd / iceland
nes partial stipend, nes listamiðstöð skagaströnd / iceland
stipend of the kunststiftung baden-württemberg / germany
2011
glance abroad. lecture about artist in residencies in iceland
staatliche hochschule für gestaltung karlsruhe / germany
i will be here come and stay by my side. research work / iceland
bless / leaving iceland by ship
2011/12
the translation of my loneliness -
falling down the waterfall / swiss alpes
vollständige biografie mit ausstellungsliste
lives and works in germany, iceland and switzerland
education
1996 – 2003
diploma/meisterschülerin in fine art at hochschule der bildenden künste saar, saarbrücken, germany
2005
apprenticeship as a skiing instructor, dslv, germany
grants, residencies, places and ongoing
1996
finding places. research work / iceland
1998
in between my mothers. research work / iceland
1999 - 2001
i love iceland and iceland loves me. lives and works in reykjavik / iceland
2003 - 2004
sælur reitur oder from the bottom of my heart. stipend from the woman department of hochschule der bildenden künste saar to reykjavik
2007 - 2008
auf dem dach des landes / wetter-feldberg-reykjavik. artist in residence in the feldbergtower on the top of the blackforest / germany
2008 - 2011
a high mountain and a deep valley. research work / switzerland
2010
arnaldur og míkaela. artist in residence, neslistamið stöðskagaströnd / iceland
nes partial stipend, nes listamiðstöð skagaströnd / iceland
stipend of the kunststiftung baden-württemberg / germany
2011
glance abroad. lecture about artist in residencies in iceland
staatliche hochschule für gestaltung karlsruhe / germany
i will be here come and stay by my side. research work / iceland
bless / leaving iceland by ship
2011/12
the translation of my loneliness -
falling down the waterfall / swiss alpes
vollständige biografie mit ausstellungsliste
kontakt
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